Schönheit
„Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch. Du bist so schön!“ Das Flüchtige gehört zur Schönheit, deren Begriff eine lange Tradition hat. Das griechische aesthesis bedeutet ‚Wahrnehmung‘ oder ‚Empfindung‘. Bis ins 19. Jahrhundert war die Ästhetik ein „Wissen mit den Sinnen“, so Alexander Gottlieb Baumgarten, der Begründer dieser philosophischen Disziplin. Und da (nach Kant) alle Menschen einen ähnlichen Verstand und dieselbe Wahrnehmungsfähigkeit haben, können wir über Schönheit reden.
Ist Schönheit eine Provokation? Bis zum Impressionismus waren Künstler klassischen Schönheitsidealen verpflichtet. Das ist vorbei. Schönheit ist fragwürdig geworden, verdächtig nah am Kitsch. Der Philosoph Enno Rudolph hingegen meint, die Geschichte der Moderne sei womöglich eine „Geschichte des mühsamen Wiedergewinns der Bedeutung dieser Kategorie“.
Wen oder was finden Sie schön? Wir alle wissen genau, was wir je individuell als schön empfinden. Denn (wie auch Kant wusste): Engagement und Erfahrung sind ein wesentlicher Teil von Schönheit. Während ich nur scheinbar etwas über einen Gegenstand aussage, beschreibe ich vielmehr einen Zustand meiner selbst. Moshé Feldenkrais – auch wenn er das Adjektiv ‚schön‘ eher selten benutzt hat – verknüpft (organisches) Lernen so gut wie immer mit der Empfindung, dass sich etwas leicht, elegant, „ästhetisch befriedigend“ anfühlt.
Der 1978 von der Mafia ermordete „Peppino“, der hier ebenfalls zu Wort kommt, drückt es so aus: „Die Berücksichtigung von Schönheit ist kein müßiges Spiel, sondern unsere vordringliche und andauernde Aufgabe.“
Wir bedanken uns bei allen Autorinnen und Autoren, die bereit waren, ihre Erfahrungen, Gedanken und Einsichten zu teilen. Und wir bedanken uns bei dem Puppenspieler Frank Soehnle, der großzügig Fotos aus seinem Archiv zur Verfügung gestellt hat.
Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir einige schöne Stunden – eine vergnügliche und anregende Lektüre!
Ihre Redaktion