Zur Sprache kommen
Rückblickend auf eine Dekade Redaktionsarbeit könnte man sagen:: „Zur Sprache kommen“ war von Anfang an so etwas wie unser Motto. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Feldenkrais-Arbeit, das Sprechen und Schreiben darüber, war und ist uns ein großes Anliegen, das immer wieder motiviert und inspiriert. An dieser Stelle lohnt sich ein Rückblick auf die ersten Anfänge. Im Editorial von Heft 1 heißt es:
„So hoffen wir (und wünschen uns), dass der gegenwärtige Diskurs über die Feldenkrais-Methode mit diesem Forum eine breitere Basis finden möge. Wir kommen damit auch dem Wunsch entgegen, sich in der Muttersprache über Feldenkrais informieren und austauschen zu können. Mehr noch: Wir stellen uns vor, dass diese neue Plattform manches Talent zum Schreiben ermutigt, das sonst unentdeckt bliebe.“
Diese Hoffnung wurde in den letzten 10 Jahren immer wieder erfüllt, viele Schreibtalente entdeckt, und auch in diesem Heft gibt es mehrere Beiträge von Feldenkrais-KollegInnen. Einige von ihnen veröffentlichen das erste Mal, und als Redaktion ermutigen und unterstützen wir unsere KollegInnen darin, ihre eigenen Erfahrungen auch breiteren Kreisen zugänglich zu machen. Auf diese Weise stellt die feldenkrais zeit einen wertvollen Beitrag zur Professionalisierung unseres Berufsstandes dar.
„Ebenso liegt uns daran, über den Zaun unserer Disziplin zu blicken und den Dialog mit Nachbarn zu suchen und anzuregen. Deshalb wird diese Zeitschrift immer auch für Artikel von Autoren aus anderen Erfahrungsbereichen offen sein. Wir versprechen uns von diesem interdisziplinären Austausch belebende und herausfordernde Erkenntnisse nicht nur für die Feldenkrais-Methode, sondern auch unsere eigene Offenheit im täglichen Empfinden, Fühlen, Denken und Praktizieren.“
Der Blick über den Zaun hat inzwischen Tradition und wird kontinuierlich fortgesetzt: Im aktuellen Heft berichtet beispielsweise eine Yoga-Lehrerin von ihren Erfahrungen im Umgang mit Sprache, eine Feldenkrais-Lehrerin erzählt von ihrer zunächst schockierenden Begegnung mit Pilates und dieser so offenkundig anderen „Bewegungssprache“, eine Psychoanalytikerin spürt den Schnittpunkten von Feldenkrais und Psychoanalyse nach.
Weiter möchte die feldenkrais zeit auch: „ein Ort der philosophischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Betrachtung unserer Arbeit sein. Inhaltliche Kontroversen betrachten wir hierbei als eine Chance, Denk- und Kommunikationsbarrieren auch in der Feldenkrais-Welt zu reflektieren.“
Auch dieser Ansatz hat sich bewährt: Im aktuellen Heft tragen wir u.a. dazu bei mit einem Text über die vielfältigen sprachlichen Wurzeln von Moshé Feldenkrais, mit Reflexionen zur Bedeutung impliziten Lernens in der Feldenkrais-Methode, mit einer Theorie über den Ursprung der Sprache oder dem Bericht über ein Projekt aus dem Bereich der Soziolinguistik, das die „Verkörperung“ von Sprache in individuellen „Sprachenporträts“ auch bildlich zu veranschaulichen sucht.
Nicht zuletzt kommen Feldenkrais-KlientInnen mit ihren unterschiedlichen und sehr persönlichen Erfahrungen in Feldenkrais-Gruppenstunden zu Wort, und in einer breit angelegten Umfrage haben wir KursteilnehmerInnen gefragt: „Was ist für Sie Feldenkrais? Beschreiben Sie es (wenn möglich) in einem Atemzug.“ Aus der Vielzahl der Rückmeldungen haben wir subjektiv die originellsten, treffendsten, abwegigsten und poetischsten Antworten ausgewählt, die sich als Tickerlaufband durch dieses Heft ziehen. Wir danken unseren KollegInnen, die sich mit ihren KlientInnen so engagiert an dieser Umfrage beteiligt haben.
Hier ist also Heft 10 – das Jubiläumsheft – in etwas anderem Gewand: bunter, zweispaltig, mit Rubriken zur schnelleren Orientierung. In der Mitte der Zeitschrift gibt es diesmal einen Index mit allen Beiträgen, die in den letzten zehn Jahren veröffentlicht wurden. Dieser Überblick dokumentiert in gewisser Weise auch die Entwicklung der Feldenkrais-Methode mit ihren vielfältigen Themen und Fragestellungen, die uns gemeinsam beschäftigen, und in dieser Weise können wir wohl alle stolz sein auf dieses deutschsprachige Journal für somatisches Lernen.
Wir wollen uns bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sehr herzlich für das langjährig entgegengebrachte Vertrauen bedanken, für Ihre Mitarbeit und die oft geäußerte Begeisterung über diese gemeinsame Fachpublikation.
Nun wünschen wir Ihnen viel Freude beim Stöbern, Betrachten und Lesen.
Ihre Redaktion